Freitag, 20. April 2012

Freitag, 20.4.2012: Anreise und erster Tag

Um 4:30 klingelt der Wecker. Habe nicht tief geschlafen, daher bin ich auch sofort wach. Kurze Katzenwäsche, in die Klamotten geschlüpft und schnell 2 Scheiben Toast für unterwegs gerichtet. Dann geht's los zur S-Bahn.

Erstaunlich, wieviele Leute um 5 Uhr schon mit den Öffentlichen unterwegs sind. Auf der Fahrt zum Flughafen dann ein kurzer Schreck, da der Zug anhält und eine Durchsage kommt, dass es momentan nicht weiter geht. Nach gut 5 Minuten dann aber doch die Fortsetzung der Reise.

Am Flughafen geht der Check-In problemlos und schnell. Am Gate wird noch rasch das Frühstück nachgeholt (unverschämte Preise) und dann pünktlich an Bord.

Der Flieger ist gut gefüllt. Ich ertappe mich dabei, wie ich die Fluggäste auf Marathon-Mitläufer prüfe. Nach gut anderthalb Stunden sind wir schon über englischem Boden, aber nix ist's mit verfrühter Ankunft, da wir 5 Schleifen über der Stadt drehen.

Endlich geht es runter nach Heathrow. Good morning, England. Und auch mein Gepäck ist angekommen, Gott sei Dank. Bei der Passkontrolle merkt man gleich, dass man im Empire angekommen ist. Am Schalter ein Inder mit Turban und Rauschebart.

Und schon habe ich wieder Hunger. Also erstmal ein Sandwich verzehrt, bevor es in die gut einstündige Tube-Fahrt zur Viktoria Station geht. Ach ja, die Tube: Bei dem Gewackel und Geruckel rechnet man eigentlich ständig mit dem Schlimmsten.

Das Hotel (the Grosvenor) liegt direkt neben dem riesigen Sackbahnhof Victoria Station. Ein herrschaftliches Gebäude aus der viktorianischen Zeit. Da der Check-In erst ab 15 Uhr möglich ist, gebe ich lediglich meinen Koffer ab und begebe mich auf einen ausgedehnten Spaziergang für die nächsten Stunden. Soviel vorweg: Das Wetter ist typisch britisch. Von wohlig wärmender Sonne bis hin zu kübelweisem Regen ist alles vertreten.

Die Route geht durch Westminster, vorbei an Big Ben, entlang der Themse, durch St.James Park zum Buckingham Palace, weiter zum Trafalgar Square und Piccadilly Circus. Was soll ich sagen ? Ich kenne London zwar schon von vielen Besuchen, aber mir geht dennoch immer wieder das Herz auf bei all den Sehenswürdigkeiten. London ist und bleibt einfach toll.

Schließlich der versprochene Abstecher zum Klamotten-Laden Abercrombie & Fitch. Der Laden ist echt der Kracher. Alle Verkäufer (& -innen) sind gut 20 Jahre jünger als ich und nach Aussehen (aber nicht nach Kompetenz) ausgewählt. Gleich am Eingang ein männliches Model mit nacktem Oberkörper und Sixpack, mit dem die Girlie-Kunden sich ablichten lassen dürfen. Ansonsten ein stylisches, in schwarz gehaltenes Interieur und laute Disko-Beschallung. Schließlich finde ich für jedes Familienmitglied auch etwas und dann nix wie raus.

Jetzt bin ich ziemlich k.o. und gehe zurück zum Hotel. Dort ist mittlerweile auch ein großer Pulk von weiteren Marathonis der DERTOUR eingetroffen. Etwas chaotisch werden die Teilnehmer der Gruppe mit Zimmerschlüsseln versorgt. Ich unternehme ein paar zaghafte Versuche, mit anderen Teilnehmern ins Gespräch zu kommen, aber keiner geht wirklich länger drauf ein. Na ja, die sind scheinbar eh alle schon on Gruppen angereist und brauchen keinen weiteren Anhang. Ab ins Zimmer, Koffer ausgepackt und kurz gestärkt.

Ich mache mich nochmal auf den Weg, diesmal zu Fuß zum Kaufhaus Harrods. Es geht durch den (durchaus noblen) Stadtteil Belgravia. Mir fällt mal wieder auf, wie der Londoner Wert legt auf das Aussehen des Erdgeschosses, wohingegen alle Etagen darüber nur aus unverputztem Ziegel bestehen. Hier könnte man stundenlang wunderschöne Eingangstüren fotografieren. Schließlich komm ich bei Harrods an. Immer wieder schön anzusehen, dieser Luxus und Prunk, aber nicht wirklich geeignet zum einkaufen. Also nur Fotos, Fotos, Fotos.

Ich muss feststellen, dass es bei Harrods keinen Ticketverkauf mehr gibt, aber ich unterhalte mich länglich mit einem freundlichen Angestellten, wo man evtl. noch günstig an Musical-Tickets kommt und was denn überhaupt gerade gefragt ist. Er empfiehlt, mich mal am Leicester-Square umzusehen, was ich dann auch gleich umsetze (da es nun auch schon halb sechs ist). Allerdings setzt dort wieder der große Regen ein, weshalb ich in die M&M World fliehe. Ja, es geht um die kleinen, bunten Schokolinsen und, ja, es gibt da einen eigenen Riesen-Laden mit Merchandising dazu. Irre!

Ich spüre jetzt plötzlich eine Erschöpfung und verwerfe die Idee mit dem Musical-Abend. Außerdem ist das Snartphone bald ohne Saft, daher fahre ich zurück ins Hotel, um die Akkus vom Handy und von mir aufzuladen. Ein paar Postkarten finden ihre Beschriftung und ich verspüre wieder Hunger.

Ich möchte mich bei der Restaurant-Suche mal in Soho umsehen. Ich nehme diesmal einen Doppeldecker-Bus (ein 'Must' in London, am besten im Obergeschoss ganz vorne hinsetzen) und flaniere durch das Nightlife-Viertel. Hier steppt der Bär, ein Pub neben dem anderen und alles zum Bersten voll. Am besten gefällt mir die Carnaby-Street mit den bunten Häusern. Auf der Suche nach Essbarem treibt es mich wieder aus Soho heraus in Richtung Covent Garden. Laufe noch kurz durch das (eher kleine) China Town und kehre bei einem Italiener ein. Ein paar leckere Cannelloni stärken wohltuend.

Ich beschließe, den Tag ausklingen zu lassen. Mit dem Bus nochmal nach Westminster, um noch ein paar Fotos bei Nacht zu machen. Das London Eye ist blau erleuchtet, schaut gut aus. Im Hotel schreibe ich dann den Bericht des ersten Tages, zappe ein wenig durchs Fernsehen (Huch, RTL bekommt man aber auch überall) und bette mich zur Ruhe. Das war ein langer, aber schöner erster Tag.

Ach ja, hat man etwas gemerkt vom Marathon in 2 Tagen ? Abgesehen von auffallend vielen Joggern entlang der Themse und einigen Hinweisschildern auf geplante Straßensperren am Sonntag eher nicht.


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