Sonntag, 29. April 2012

Rückblick

So, dies wird heute der letzte Post, damit dieser Blog einen vernünftigen Abschluss findet. Ich hatte ja nochmal in den Tagen nach meiner Rückkehr etwas Werbung für den Blog gemacht, so dass sich jetzt auch ein wenig die Zugriffszahlen erhöht haben.
Über den Rückreisetag selbst gibt es nichts besonderes zu berichten. Ist halt eine zähe Angelegenheit, bis man dann endlich wieder im eigenen Heim angekommen ist. Dankenswerterweise wurde ich vom Flughafen mit dem Auto abgeholt.

Montag und Dienstag fühlten sich meine Beine sehr, sehr schwer an. Treppenlaufen ging eigentlich gar nicht. Mittwoch war der erste Tag der Besserung, nur noch Restbeschwerden waren zu spüren. Danach waren dann alle Körperteile wieder uneingeschränkt benutzbar.

Ab Donnerstag habe ich begonnen, täglich eine kleine Konditionsrunde mit dem Fahrrad zu drehen. Nichts langes (einmal um den Schlosspark, ca. 8km) und auch nichts schnelles, aber ich habe den Wunsch, meinen Stoffwechsel ein wenig in Bewegung zu halten. Den ersten Lauf möchte ich frühstens nach 2 Wochen wieder beginnen. Nächste Ziele ? Momentan keine konkreten.

Zu guter Letzt ein paar statistische Auswertungen. Meine Marathonvorbereitung erstreckte sich über 25 Wochen. In dieser Zeit habe ich
  • 88 Trainingseinheiten absolviert und 4 Vorbereitungs-Wettkämpfe (den Marathon nicht eingerechnet).
  • Von diesen 92 Einheiten waren 65 ruhige Läufe (GA1/GA2) vertreten, das entspricht 70%.
  • Es gab 8 Intervall-Einheiten und 16 Tempo-Dauerläufe, also 24 schnellere Einheiten, das entspricht 26%.
  • 8 mal habe ich ein Lauf-ABC von ca. 20 Minuten ins Training eingestreut.
  • In Summe kam ich bei den 92 Einheiten vor dem Marathon auf 1153 Kilometer, im Schnitt also 12,5 Kilometer pro Einheit.
  • Die Leistung steigerte sich bis auf 62 Kilometer pro Woche und im Monat März auf stolze 275 Kilometer pro Monat.
Hier der Wochen- und Monatsverlauf in einer Grafik:


Rückblickend hat dieses halbe Jahr mit dem spannenden Ziel London 2012 immens Spaß gemacht. Die Vorbereitung war nicht einfach, ging aber ohne Verletzungen oder größere Rückschläge vonstatten. Schade, dass es am Wettkampf-Tag dann letztendlich selber nicht gut lief. Aber das werde ich ertragen und mich davon in meinen Ambitionen nicht zurückwerfen lassen.

- Ende des Blogs -

Mittwoch, 25. April 2012

Sonntag, 22.4.2012: Das Rennen

So, das Rennen ist gelaufen und mit einigen Tagen Verspätung (und zurück in der Heimat) komme ich dazu, meine Gedanken zum Renntag zu sortieren und niederzuschreiben.

Zusammenfassend vorweg: Ich habe am Renntag trotz guter, disziplinierter und verletzungsfreier Vorbereitung und trotz einer guten Stimmung in London leider nicht das umsetzen können, was ich mir als erreichbares Zeitziel vorgenommen hatte. Stattdessen war die zweite Hälfte des Rennens eine ziemliche Quälerei mit vielen Gehpausen. Ins Ziel gekommen bin ich dennoch, allerdings mit letztendlich indiskutablen 4:32:28, also sogar noch mal ein paar Minuten langsamer als bei meinem ersten Marathon in Berlin. Ich bin kein großer Freund von öffentlichem Kaffeesatzlesen, daher werde ich hier und jetzt keine Analyse über die Gründe vornehmen. Es ist für mich eh fraglich, ob ich als Freizeitläufer die Mittel an der Hand habe, um die genauen Ursachen sauber zu ermitteln.

Mittlerweile hat sich die Enttäuschung deutlich gelegt und ich bin gewillt, das Gesamtprojekt London 2012 als positive Erfahrung zu sehen. Die halbjährige, gute Vorbereitung, das aufregende Wochenende in einer imposanten Metropole und die vielen emotionalen Eindrücke während des Rennens kann mir keiner mehr nehmen. In diesem Sinne: Wieder aufstehen, Mund abwischen, Lehren daraus ziehen und weitermachen.

Aber jetzt der Reihe nach.

Die Zeit bis zum Start

Es ist 5 Uhr morgens, als der Wecker klingelt. Nicht ganz einfach, um diese frühe Zeit aufzustehen, aber das bin ich ja schon von den letzten 2 Tagen gewohnt. Kurz ein wenig frisch machen, die am Vortag zurechtgelegte Wettkampfkleidung anziehen und dann einen ersten Blick aus dem Hotelzimmer werfen: Gott sei Dank, die Straße ist trocken, der Himmel fast wolkenlos. Das verspricht zumindest mal eine trockene Zeit bis zum Marathon-Start.

Ab 5:30 soll es Frühstück im Hotel geben, daher nutze ich die Zeit bis dahin, um mit Kuli eine Umrechnung von Kilometerzeiten auf Meilenzeiten auf meinen linken Unterarm zu schreiben. Ich begebe mich zum Frühstücksraum, wo bereits eine nervöse Unruhe herrscht. Das von mir geschätzte britische Frühstück muss heute ausfallen, stattdessen beschränke ich mich auf Toasts und Müsli. Ich setze mich zu einem jungen Kerl an den Tisch, aber mein Versuch auf ein wenig Kommunikation stößt nicht auf Gegenliebe. Entweder ein Morgenmuffel oder ein Opfer seiner Marathon-Nervosität. Nach der zweiten Tasse Kaffee bin auch ich endgültig wach, beende mein Frühstück und erledige die letzten Dinge auf meinem Zimmer. Jetzt bloß nix vergessen.

Um 6:15 starten die Busse pünktlich zum Transfer nach Greenwich. Nach Auskunft der Reiseleitung müssen wir deshalb so früh los, da ab 7:00 in Greenwich die Zufahrtsstraßen gesperrt werden. Ich setze mich neben einen Herrn, mit dem ich schnell ins Gespräch komme. Er nennt sich Pierre, kommt aus Sylt und ich werde die kommenden Stunden bis zum Start des Rennens mit ihm eine angenehme, recht kurzweilige Zeit verbringen. Der Bus biegt schon bald auf eine Themsebrücke ab. Na klar, der Teil nördlich des Themseufers ist ja durch die Laufstrecke gesperrt. Südlich der Themse kenne ich London so gut wie gar nicht, in der Tat fahren wir eher durch Wohngebiete als an Sehenswertem vorbei.

Relativ schnell erreichen wir Greenwich. Wir verlassen den Bus gegen 6:45. Herrje, das Rennen startet doch erst um 9:45. Wir steuern auf eine große Wiese zu, auf der durch Gitter der blaue Startbereich abgetrennt ist. Der Startbereich verfügt über hunderte von Toilettenhäuschen, eine Armada von Lastwagen zum späteren Abtransport der Kleiderbeutel, einige Zelte und Verpflegungsstände. 3 Stunden vor dem Start ist hier gähnende Leere. Da auch die Umgebung des Startbereichs keine besonderen Highlights verspricht, verzichten wir auf Erkundungstouren und gehen direkt in den Startbereich.

Irgendwie schlagen wir uns die Zeit tot. Es ist immer noch sonnig, aber um diese frühe Uhrzeit natürlich sehr frisch. Ich erwäge, ob ich mein kurzärmliges Laufshirt nicht durch ein langärmliges ersetzen soll (ich tue es nicht, was eine richtige Entscheidung war). Pierre und ich lassen uns vor einem der Zelte auf dem Gras nieder. Ich suche regelmäßig den Verpflegungsstand auf, um mich mit Wasser zu versorgen. Entsprechend oft suche ich später im Startbereich auch die Urinale auf (sehr praktisch, absolut keine Wartezeiten).

Allmählich füllt sich der Platz mehr und mehr, die gähnende Leere vom Anfang geht in ein munteres Treiben über. Wir sehen die ersten Läufer mit Kostümen. Hinter uns eine Gruppe von Franzosen mit Kopfbedeckung in Nationalfarbe. Eine Gruppe Japanerinnen (eine in Kimono) gesellt sich für ein Fotoshooting dazu. Jetzt, da es mehr zu sehen gibt, vergeht die Zeit schneller. Da das Rennen der Elite-Frauen schon um 9 Uhr beginnt, tut sich jetzt auch einiges auf der großen Videoleinwand. Die Schlange an den Toilettenhäuschen wird zunehmends länger.

Um ca. 9:15 verspüre ich dann selbst nochmal die Notwendigkeit eines Toilettengangs. Ich stelle mich an und nach einer viertel Stunde bin ich auch schon an der Reihe (jeweils 15 Toilettenhäuschen bedienen eine Läuferschlange, intelligent gelöst). Zurück zu meinem Platz, raus aus Trainingsjacke und langer Hose, schnell einen Wegwerf-Pullover anziehen und den Kleiderbeutel am richtigen Lastwagen abgeben.

Eine Viertelstunde vor dem Start herrscht jetzt aufgeregtes Treiben auf dem Platz. Ich verabschiede mich von Pierre (er hat einen anderen Startblock) und reihe mich in die Startaufstellung ein. Es ist hier gut gefüllt, aber nicht gedrängt. Ein Gel wird wie geplant vor dem Start zu mir genommen, drei weitere Gels habe ich in der Hosentasche als Wegzehrung dabei. Wir werden aufgefordert, nach vorne aufzurücken und kommen so im Gehschritt schon ziemlich nahe an das große Starttor heran. Plötzlich spüre ich wieder Druck auf der Blase. Mist, ist das nur Einbildung ? Ich gehe vorbei an einer Lücke in der Abzäunung und sehe in 50 Meter Entfernung den Eingang zu den Urinalen. Also los, ein paar Minuten habe ich noch, daher ein kurzer Abstecher zwecks letztem Wasserlassen und wieder zurück in die Aufstellung. Vorne fällt der Startschuss für die Eliteläufer. Vor mir sieht man jetzt das typische Bild vor einem Marathonstart: Läufer entledigen sich ihrer  Jacken oder Plastikumhänge, die in hohem Bogen zur Seite fliegen. Ich tue es den anderen gleich. Wir sind allesamt jetzt in einem Marschierschritt und ca. 10 Meter vor dem Starttor geht es fließend in eine Laufbewegung über. Ich passiere die Startmatte, betätige meine Laufuhr und das Abenteuer beginnt.

Die erste Rennhälfte

Trotz der Tatsache, dass der London-Marathon eine der höchsten Teilnehmerzahlen hat, bin ich dennoch nur gut 4 Minuten hinter der Spitze über die Startlinie gegangen. Und alle sind in meinem Block der 4-Stunden Läufer sofort in einem flüssigen Laufrhythmus unterwegs. Sehr angenehm und sehr gut organisiert. Das erste Stück der Straße ist auch breit genug, um die Läufermassen gut aufzunehmen (so richtig enge Stellen wird es übrigens nirgends auf der Strecke geben). Nur zweimal auf der ersten Meile gibt es dann einen plötzlichen Rückstau, der alle sofort zum Stehen bringt. Aber nach wenigen Sekunden ist man schon wieder am laufen. Es ist nach wie vor blauer Himmel, ich habe beschlossen zunächst mal die Laufhandschuhe anzuziehen, da ich sehr schnell an den Händen friere. Nach einigen Meilen werde ich sie aber ausgezogen haben.

Das anfängliche Lauftempo liegt bei gut 6 min/km. Das kommt mir entgegen, da ich es am Anfang bloß nicht zu schnell angehen will. Zudem würde ein schnelleres Tempo zu diesem Zeitpunkt in der Masse der Läufer ein ziemlich stressiges Überholgedränge bedeuten. Dann doch lieber etwas abwarten. Allzu falsch kann ich mich nicht einsortiert haben, denn kurz vor mir steht ein Zugläufer mit seinem Schild für eine Endzeit 3:56 (komische Zeiteinteilung). Von Anbeginn ist die Laufstrecke von Publikum umgeben (das wird sich auch bis zum Ziel nirgendwo ändern). Nach wenigen Meilen sind dann die Strecken des grünen und des roten Startbereichs mit uns zusammengeführt. Mir fällt gleich auf, wie gut und vorausschauend die Details der Strecke ausgeschildert sind. So gibt es etwa nach Meile 2 ein kurzes Stück, wo kurz nacheinander mehrere Bodenwellen (engl.: bump) zur Verkehrsberuhigung vorhanden sind. Da stehen nicht nur Warnhinweise, sondern neben jeder Bodenwelle ist auch ein Helfer abgestellt, der unermüdlich "bump" ruft. Sehr vorbildlich. Plötzlich neben mir ein kleiner Unfall. Eine Frau ist zum Überholen ein Stück über den Bürgersteig gelaufen, wo aber Zuschauer stehen. Offensichtlich stolpert sie über einen Hund und legt sich auf die Nase. Der arme Hund jault auf.

Das Feld entzerrt sich ein wenig, so dass man hin und wieder durch eine Lücke an ein paar Läufern vorbeihuschen kann. Es geht bei Meile 3 am meisten bergab, so dass ich dort meine zunächst verlorene Zeit schon wieder rausgeholt habe. Bei dem ganzen Überholen sieht man immer wieder Kurioses. Ein Läufer hat sich komplett in ein Rhinozeros-Kostüm gezwängt (Story dazu siehe hier: http://tinyurl.com/6usd44h), eine Dame verschafft sich Platz, indem sie mit einem Hula Hoop Reifen um die Hüften wackelt (siehe http://tinyurl.com/cdbb4xj), später werde ich noch zwei 'Läufer' sehen, die den Marathon auf Stelzen absolvieren (siehe http://tinyurl.com/79hyhtm). Und dann ist da noch der Mann (laut Laufshirt heißt er Ian), der mir immer wieder begegnen wird und seinen Marathon hartnäckig in Geher-Manier absolvieren will.

Bei jeder zurückgelegten Meile nehme ich manuell die Zwischenzeit und prüfe zusätzlich bei jeder offiziellen Zeitnahme alle 5 Kilometer mein Renntempo. Bei km 5 und 10 liege ich voll im Plan und genieße den Lauf in vollen Zügen. Die Stimmung am Wegrand ist grandios. Es gibt zwar nicht ganz so viele Bands wie bei anderen Rennen, dafür sind die Zuschauer ein dauerhafter 'Motivationsfaktor'. Alle 2 Meilen gibt es Wasserstationen, leider immer nur auf einer Seite der Rennstrecke und dann dummerweise nicht immer auf der selben Seite. Daher verpasse ich die ein oder andere Getränkestation und muss mich fortan ein wenig vorausschauender auf deren Ankündigung konzentrieren. Das Wasser gibt es in Flaschen statt in Bechern, so dass man nichts verschüttet und das Getränk auch noch eine Weile lang mitführen kann, sehr praktisch. Allerdings dürfte so ziemlich jede Flasche 3/4-voll weggeschmissen worden sein. Und die Flaschen stellen eine gewisse Verletzungsgefahr dar, so dass man im Bereich hinter den Verpflegungsstationen sehr gut aufpassen muss wo man hintritt.

Wir laufen durch Greenwich durch, jetzt kommt mir das Sonnenschein-Wetter (knapp über 10 Grad) fast schon eine Ecke zu warm vor. Das erste Wasser wird über den Kopf geschüttet. Wir passieren die erste Sehenswürdigkeit, den Dreimaster Cutty Sark, der gerade eben nach einem Brand wieder restauriert wurde. Die Strecke führt direkt um das Schiff herum und das Publikum macht hier einen Höllenlärm. Gänsehaut !!! Etwas später geht's hinauf auf einen kleinen Buckel. Oben angekommen kann man fantastisch weit auf die vorausliegende Strecke schauen und sieht das Meer von bunt gekleideten Läufern vor einem. Ein unbeschreibliches Bild. Vor lauter Begeisterung verpasse ich prompt wieder eine Wasserstation. Was soll's: Ich frage einfach eine Läuferin neben mir, ob sie ihre Wasserflasche vor dem Wegschmeissen an mich weiterreicht. Klar macht sie das.

Ich bin zwar noch in meinem Zeitplan, aber meine Meilenzeiten werden geringfügig langsamer. Vor allem bemerke ich, dass der Zugläufer sich so langsam immer weiter von mir entfernt. Ich horche kurz in mich hinein, ob ich mir ein Aufholmanöver zutraue, aber ich lasse es bleiben, da dies immer noch ein ziemliches Zick-Zack-Laufen bedeuten würde. Das Rennen kommt mir allmählich zäher vor, die Meilenmarkierungen stehen gefühlt immer weiter auseinander. Wo bleibt denn jetzt die Tower Bridge ?

Endlich geht es von der langen Gerade aus in eine scharfe Rechtskurve und plötzlich steht man unvermittelt vor der Tower Bridge und läuft unter ohrenbetäubendem Lärm der Zuschauer über diese einzigartige Sehenswürdigkeit. Mein Herz macht wohl den ein oder anderen Aussetzer, so emotional berührt mich dieser Streckenabschnitt. Hinter der Brücke biegt man rechts ab in Richtung Docklands. Die nächste Meile läuft man dort auf der einen Straßenhälfte durch die Halbmarathonmarkierung und sieht auf der anderen Straßenhälfte die Läufer weiter vorne im Feld, die sich da schon bei Meile 20 bis 21 befinden. Ich sehe zwar niemanden mehr aus der dunkelhäutigen Weltspitze, aber allzu weit dahinter können diese Läufer auch nicht liegen, da nur alle paar Minuten mal ein Einzelner oder eine Gruppe vorbeigerast kommt. Beeindruckendes Tempo.

Ach ja, die Hälfte der Strecke ist zu diesem Zeitpunkt geschafft. Zwischenzeit: 1:59:53. Das ist zwar noch im Plan für Sub-4, aber ich verzeichne deutlich eine Reduktion des Tempos auf den letzten Meilen. Und meine Beine fühlen sich auch nicht mehr besonders frisch an.

Die zweite Rennhälfte

Es geht nunmehr auf eine längere Schleife durch die Londoner Docklands und das Hochhausviertel Canary Wharf. Keine Gegend, die ich als besonders attraktiv bezeichnen würde. Man sieht auf dem Hinweg eigentlich ständig diese markanten Hochhäuser am Horizont, aber irgendwie kommen sie nicht näher. Schließlich geht es durch eine Unterführung und bei Wiedereintritt ins Tageslicht läuft man dann endlich zum erstenmal an Canary Wharf vorbei. Meine Waden sind erstaunlich verhärtet, ein lockerer Laufstil ist mir nicht mehr möglich. Merkwürdig, im Training ging das bei Kilometer 25 doch alles viel besser. Es geht weiter bis zur Südspitze der Docklands (einer Halbinsel in den Themseschlingen), dabei offensichtlich ein klein wenig mit Anstieg (oder bilde ich mir das nur ein ?). Jedenfalls kommt in dieser Gegend (ca. bei Meile 16) zum erstenmal der Wunsch nach einer Gehpause in mir auf. Ein-, zweimal kann ich dieses Gefühl noch unterdrücken, aber dann gebe ich leider dem Verlangen zum ersten mal nach. Und dabei weiß ich doch ganz genau, dass es jetzt nie im Leben nur bei dieser einen Gehpause bleiben wird.

Ich stelle erst jetzt, beim Gehen, fest, dass mein Puls doch höher ist als gedacht. Als dieser sich wieder ein wenig beruhigt hat, laufe ich wieder langsam an. Nach wenigen Metern komme ich wieder in einen Rhythmus hinein, aber relativ bald überwiegt schon wieder das Unbehagliche. Leider finde ich auch mental gerade keinerlei Motivationshilfe, die mir über dieses Loch hinweg helfen kann. So gebe ich immer wieder dem Impuls einer benötigten Erholungspause nach. Mist !!!

Die Strecke führt jetzt ein zweites mal durch Canary Wharf und diesmal im Zickzack mitten durch die Hochhäuser. Zu meiner Überraschung stehen hier viel mehr Leute als erwartet und die Stimmung vom Publikum ist noch mal eine echte Hilfe. Aus den Lautsprechern tönt 'don't stop me now' von Queen. Es läuft wieder ein wenig flüssiger (wer will schon an so einer Stelle gehen statt laufen ?). Allerdings bin ich bei diesem Streckenabschnitt (ca. km 28) bei weitem nicht der einzige Geher. Und hier sehe ich auch zum ersten mal eine Ambulanz im Einsatz bei einem kollabierten Läufer. Ein Bild, dass man nicht unbedingt sehen möchte. Aber es wird auf den folgenden Kilometern leider immer häufiger vorkommen. Nach dem Rennen habe ich erfahren, dass eine junge Dame 800 Meter vor dem Ziel tot zusammengebrochen ist. Welch Drama.

Die folgenden Meilen ziehen sich wie Gummi. Ich versuche, mich zwischendrin immer wieder zum Weiterlaufen zu motivieren, indem ich mir markante Punkte auf der Strecke als Zwischenziel vornehme. Bei Kilometer 35 komme ich wieder an die Stelle, wo ich auf dem Hinweg die ganz schnellen Läufer sehen konnte. Und auch jetzt noch sind auf der gegenüberliegenden Straßenseite die ganz langsamen Teilnehmer zu sehen. Das werden dann die 6~7 Stunden-Läufer sein. Ehrlich gesagt, sind die aber auch schon alle am Gehen. Ein großer Teil der Charity-Teilnehmer läuft auch in diesem Bereich sowie diejenigen Teilnehmer mit sehr, sehr unhandlichem Kostüm.

Der letzte Bereich ab Meile 24 ist dann noch mal ein echtes Highlight der Sehenswürdigkeiten. Man läuft am Themseufer vorbei, sieht am Horizont London Eye und Big Ben und biegt an Letzterem rechts ab zum Buckingham Palace. Ich versuche mich nochmal zusammenzureißen und wenigstens dieses letzte, Zuschauer-gesäumte Teilstück durchzulaufen, aber mittlerweile reagiert auch mein Magen sehr empfindlich auf längere Laufabschnitte. So bleibt mir nichts anderes übrig, als meinen Geh / Laufrhythmus bis zum bitteren Ende durchzuziehen. Wenigstens die letzten 200 Meter auf der Mall bis zum Ziel schaffe ich dann noch laufend, damit vielleicht noch das ein oder andere schöne Foto entsteht. Es ist vollbracht.

Nach dem Rennen

Im Zielbereich geht alles super-organisiert ab. Hunderte von Helfern gratulieren einem und achten sorgsam auf die körperliche Verfassung der Ankömmlinge. Zunächst geht es auf eine kleine Rampe, an der einem der Laufchip entfernt wird, danach bekommt man seine Medaille, wird zu einem Siegerfoto einzeln vor eine Wand gestellt und erhält einen Beutel mit Zielverpflegung. Dann stehen auch schon die Lastwagen mit den Kleiderbeuteln bereit. Bis ich das alles abspaziert habe, kommt es mir wie der Marathon nach dem Marathon vor.

Ich verlasse den für Läufer abgesperrten Zielbereich und suche am Admirality Arch den vereinbarten Treffpunkt für die DERTOUR Läufer. Schließlich finde ich dort die Reiseleitung. Pierre ist leider nicht mehr zu sehen. Ich vermute, er ist deutlich früher ins Ziel gekommen. Später erfahre ich dann in den Ergebnislisten, dass er einen ganz ähnlichen Einbruch auf der zweiten Laufhälfte hatte.

Lustigerweise erkenne ich in der Nähe meiner Reisegruppe ein bekanntes Gesicht. Uli Sauer, der Betreiber der sehr informativen Seite www.london-marathon.de/ sitzt am Straßenrand (ich erkenne sein Gesicht von einigen Bildern auf seiner Seite). Ich begrüße ihn kurz und spreche ihm meinen Dank für die wertvollen Informationen auf seiner Seite aus. So viel Zeit muss sein.

Es ist übrigens immer noch trocken, mittlerweile aber etwas bewölkt. Der Wettergott hat also mitgespielt. Dennoch wird mir jetzt allmählich kühl und ich ziehe meine Trainingsjacke und lange Hose wieder an. Obwohl ich gerne noch ein paar Impressionen auf Foto bannen würde, ist mir dennoch die Rumlauferei nach dem Lauf gerade viel zu viel. Und so trete ich den Weg zurück ins Hotel an. Im Schneckentempo schleiche ich zur nächsten Underground Station (Charing Cross), von der aus ich leider auch noch zweimal umsteigen muss. Und jedes Umsteigen in London's U-Bahn ist immer mit viel Treppensteigen verbunden. Autsch !

Nach endloser Zeit bin ich wieder im Hotelzimmer. Eigentlich möchte ich mich sofort hinlegen, aber mein Hygienebewusstsein verlangt zunächst den Gang in die immer noch viel zu kalte Dusche. Dabei wäre mir jetzt ein warmes Bad so willkommen. Ich lege mich im Anschluss auf mein Bett und schaue ein wenig Fernsehen. Jetzt heißt es 'Wunden lecken'. Da sind zunächst mal einige Blasen unter den Füßen und drei kaputte Zehennägel.

Nach 2~3 Stunden Rumliegen raffe ich mich auf, um erste Mitteilungen in Facebook zu schreiben. So gerne ich auch meinem geschundenen Körper noch etwas mehr Ruhe gönnen würde, so sehr spüre ich doch, dass ich wieder Fahrt aufnehmen sollte. Schließlich ist am nächsten Tag schon die Abreise und es muss noch einiges gerichtet werden. Außerdem habe ich so langsam Kohldampf. Ich begebe mich zu einem Italiener in Hotelnähe auf eine Pizza und im Anschluss daran gönne ich mir noch ein Pint of Lager in einem Pub nebenan. Und dann geht es auch relativ schnell in Richtung Schlafkoje.


Samstag, 21. April 2012

Samstag, 21.4.2012: Der zweite Tag

Die Nacht war nicht übermäßig lang, musste ja unbedingt noch bis halb eins TV schauen. Dennoch fühle ich mich relativ ausgeruht, als ich gegen 7 Uhr aufstehe und die Laufklamotten anziehe. Es geht auf eine halbstündige 'Sauerstoffdusche' in den nahe gelegenen Hyde Park. Das Wetter ist sonnig, noch etwas frisch, die Laune ist gut. Sehr schöner Park für einen morgendlichen Jog. Ich bin mitnichten der einzige Läufer, allerdings wird Hyde Park üblicherweise (und auch heute) von Reitern genutzt. Und im See tummeln sich sogar einige Schwimmer in Neopren. Ein Triathlon-Training?

Nach der Rückkehr ins Hotel duschen (Brrr, gibt's britisches Wasser auch in warm?) und dann ein gepflegtes englisches Frühstück. Ich packe den Rucksack bereits mit allem, was ich auch nachmittags auf der Messe benötige. Besonders wichtig heute: trinken bis zum Geht-nicht-mir.

Mit dem Bus geht es nach Notting Hill und dort dann der Menschenmasse hinterher in Richtung Portobello Road. Dort ist jeden Samstag Antiquitätenmarkt, und der hat's echt in sich. Sehr schöne Häuserfronten, die Marktstände bzw. Shops ziehen sich ewig, sind liebevoll gestaltet und bieten durchaus Überraschendes. So etwa ein Geschäft speziell für alte Emaille-Reklameschilder. Oder ein Stand mit lauter stilvoll verzierten Vergrößerungsgläsern. Dann der Hammer: Ein Modegeschäft hat seine Schaufenster (und das sind einige) liebevoll mit alten Nähmaschinen dekoriert, lauter verschiedene. Ich werfe einen Blick in den Laden und mir fällt der Kiefer runter: Im Laden sind noch viel mehr davon, ganze Regale voll damit, wow.

Die Zeit läuft mir davon, ich mache ein paar Einkäufe und suche dann das Weite mit dem Bus (und später der Tube) Richtung Tower Hill. Um 13 Uhr soll ich immerhin auf der Marathonmesse sein, und die ist ganz im Osten Londons.

Aber etwas Zeit habe ich noch und so soll ein wenig Sightseeing rund um die Towerbridge gemacht werden. Ich habe Glück und erlebe eine Öffnung der Brücke, damit ein größeres Schiff passieren kann. Kurz danach ist die Brücke wieder passierbar, u.a. auch für mich. Von hier sieht man wunderbar das neuste Hochhaus der Stadt, the Shard (die Scherbe), das nur Wochen vor seiner Fertigstellung ist und dann der höchste Wolkenkratzer Europas sein wird. Schnell noch ein paar Fotos in alle Richtungen (London hat schon eine teilweise skurrile Skyline) und ich muss weiter. Mit der DLR (Dockland Railway) geht es zur Messe EXCEL. Der Zug braucht eine ganze Weile bis zum Ziel. Man kommt auch an den Hochhäusern der Docklands vorbei, wo für die Läufer morgen die schwierigen Kilometer ab km 30 beginnen.

Komme gerade noch pünktlich zur verabredeten Bar neben der Messehalle. Ein größerer Bereich ist für die Läufer von DERTOUR reserviert. Erst spricht der Reiseleiter ein paar einleitende Worte, dann der ehemalige Olympiateilnemer Dr.Thomas Wessinghage. Viel Neues erfahre ich nicht unbedingt. 210 Startplätze hat DERTOUR bekommen. Ich hätte die Anzahl der Anwesenden eher auf knapp 100 geschätzt.

Nach knapp einer Stunde ist das Kick-Off fertig und ich geh in die benachbarte EXCEL zwecks Startunterlagen. Geht alles problemlos, freundlich und völlig ohne Wartezeiten. Ein wenig schlendere ich noch über die Messe, aber kaufen will ich ja gar nichts und für die neuste Ausrüstung habe ich gerade keinen Nerv. Immerhin gibt's noch einen Beutel mit Giveaways. Eine befremdliche Mischung aus Basmatireis, Dosenbier, einem Rasierer und einem Deo befindet sich darin.

Schnurstracks wieder zur DLR und Richtung City. Der Zug hält im Financial District, so dass ich noch ein paar Schnappschüsse  von der berühmten 'Bank of England' machen kann sowie von den diversen Hochhäusern. Bei jedem London Besuch stehen wieder neue Monstren in der Gegend rum.

Im Hotel angekommen ist wieder ausruhen angesagt. Beine abkühlen, hoch legen, ausschütteln. Und auch der Kopf soll sich etwas erholen, denn jetzt kommt der wichtige Part, alle Dinge für den nächsten Morgen zu präparieren und rauszulegen. Bloß nix vergessen.

Als auch das geschafft ist, wähle ich mir als Location fürs Abendessen ein Restaurant gleich gegenüber des Hotels. Ich verzehre die Leibspeise der Briten, Fish & Chips.

Und schon ist es halb neun und ich ziehe mich ins Hotelzimmer zurück, denn der Bericht zum Tag will ja auch noch verfasst werden. Morgen geht mein Wecker dann um 5 Uhr. Leider kann sich der Wetterbericht noch immer nicht so richtig dafür entscheiden, ob (und wann) es denn jetzt beim Lauf regen soll. Sei's drum.

Morgen ist also der große Tag, auf den ich jetzt so lange hin gearbeitet habe. Ich muss verwundert feststellen, dass sich meine Nervosität sehr in Grenzen hält. Wir werden sehen, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen war.



Freitag, 20. April 2012

Freitag, 20.4.2012: Anreise und erster Tag

Um 4:30 klingelt der Wecker. Habe nicht tief geschlafen, daher bin ich auch sofort wach. Kurze Katzenwäsche, in die Klamotten geschlüpft und schnell 2 Scheiben Toast für unterwegs gerichtet. Dann geht's los zur S-Bahn.

Erstaunlich, wieviele Leute um 5 Uhr schon mit den Öffentlichen unterwegs sind. Auf der Fahrt zum Flughafen dann ein kurzer Schreck, da der Zug anhält und eine Durchsage kommt, dass es momentan nicht weiter geht. Nach gut 5 Minuten dann aber doch die Fortsetzung der Reise.

Am Flughafen geht der Check-In problemlos und schnell. Am Gate wird noch rasch das Frühstück nachgeholt (unverschämte Preise) und dann pünktlich an Bord.

Der Flieger ist gut gefüllt. Ich ertappe mich dabei, wie ich die Fluggäste auf Marathon-Mitläufer prüfe. Nach gut anderthalb Stunden sind wir schon über englischem Boden, aber nix ist's mit verfrühter Ankunft, da wir 5 Schleifen über der Stadt drehen.

Endlich geht es runter nach Heathrow. Good morning, England. Und auch mein Gepäck ist angekommen, Gott sei Dank. Bei der Passkontrolle merkt man gleich, dass man im Empire angekommen ist. Am Schalter ein Inder mit Turban und Rauschebart.

Und schon habe ich wieder Hunger. Also erstmal ein Sandwich verzehrt, bevor es in die gut einstündige Tube-Fahrt zur Viktoria Station geht. Ach ja, die Tube: Bei dem Gewackel und Geruckel rechnet man eigentlich ständig mit dem Schlimmsten.

Das Hotel (the Grosvenor) liegt direkt neben dem riesigen Sackbahnhof Victoria Station. Ein herrschaftliches Gebäude aus der viktorianischen Zeit. Da der Check-In erst ab 15 Uhr möglich ist, gebe ich lediglich meinen Koffer ab und begebe mich auf einen ausgedehnten Spaziergang für die nächsten Stunden. Soviel vorweg: Das Wetter ist typisch britisch. Von wohlig wärmender Sonne bis hin zu kübelweisem Regen ist alles vertreten.

Die Route geht durch Westminster, vorbei an Big Ben, entlang der Themse, durch St.James Park zum Buckingham Palace, weiter zum Trafalgar Square und Piccadilly Circus. Was soll ich sagen ? Ich kenne London zwar schon von vielen Besuchen, aber mir geht dennoch immer wieder das Herz auf bei all den Sehenswürdigkeiten. London ist und bleibt einfach toll.

Schließlich der versprochene Abstecher zum Klamotten-Laden Abercrombie & Fitch. Der Laden ist echt der Kracher. Alle Verkäufer (& -innen) sind gut 20 Jahre jünger als ich und nach Aussehen (aber nicht nach Kompetenz) ausgewählt. Gleich am Eingang ein männliches Model mit nacktem Oberkörper und Sixpack, mit dem die Girlie-Kunden sich ablichten lassen dürfen. Ansonsten ein stylisches, in schwarz gehaltenes Interieur und laute Disko-Beschallung. Schließlich finde ich für jedes Familienmitglied auch etwas und dann nix wie raus.

Jetzt bin ich ziemlich k.o. und gehe zurück zum Hotel. Dort ist mittlerweile auch ein großer Pulk von weiteren Marathonis der DERTOUR eingetroffen. Etwas chaotisch werden die Teilnehmer der Gruppe mit Zimmerschlüsseln versorgt. Ich unternehme ein paar zaghafte Versuche, mit anderen Teilnehmern ins Gespräch zu kommen, aber keiner geht wirklich länger drauf ein. Na ja, die sind scheinbar eh alle schon on Gruppen angereist und brauchen keinen weiteren Anhang. Ab ins Zimmer, Koffer ausgepackt und kurz gestärkt.

Ich mache mich nochmal auf den Weg, diesmal zu Fuß zum Kaufhaus Harrods. Es geht durch den (durchaus noblen) Stadtteil Belgravia. Mir fällt mal wieder auf, wie der Londoner Wert legt auf das Aussehen des Erdgeschosses, wohingegen alle Etagen darüber nur aus unverputztem Ziegel bestehen. Hier könnte man stundenlang wunderschöne Eingangstüren fotografieren. Schließlich komm ich bei Harrods an. Immer wieder schön anzusehen, dieser Luxus und Prunk, aber nicht wirklich geeignet zum einkaufen. Also nur Fotos, Fotos, Fotos.

Ich muss feststellen, dass es bei Harrods keinen Ticketverkauf mehr gibt, aber ich unterhalte mich länglich mit einem freundlichen Angestellten, wo man evtl. noch günstig an Musical-Tickets kommt und was denn überhaupt gerade gefragt ist. Er empfiehlt, mich mal am Leicester-Square umzusehen, was ich dann auch gleich umsetze (da es nun auch schon halb sechs ist). Allerdings setzt dort wieder der große Regen ein, weshalb ich in die M&M World fliehe. Ja, es geht um die kleinen, bunten Schokolinsen und, ja, es gibt da einen eigenen Riesen-Laden mit Merchandising dazu. Irre!

Ich spüre jetzt plötzlich eine Erschöpfung und verwerfe die Idee mit dem Musical-Abend. Außerdem ist das Snartphone bald ohne Saft, daher fahre ich zurück ins Hotel, um die Akkus vom Handy und von mir aufzuladen. Ein paar Postkarten finden ihre Beschriftung und ich verspüre wieder Hunger.

Ich möchte mich bei der Restaurant-Suche mal in Soho umsehen. Ich nehme diesmal einen Doppeldecker-Bus (ein 'Must' in London, am besten im Obergeschoss ganz vorne hinsetzen) und flaniere durch das Nightlife-Viertel. Hier steppt der Bär, ein Pub neben dem anderen und alles zum Bersten voll. Am besten gefällt mir die Carnaby-Street mit den bunten Häusern. Auf der Suche nach Essbarem treibt es mich wieder aus Soho heraus in Richtung Covent Garden. Laufe noch kurz durch das (eher kleine) China Town und kehre bei einem Italiener ein. Ein paar leckere Cannelloni stärken wohltuend.

Ich beschließe, den Tag ausklingen zu lassen. Mit dem Bus nochmal nach Westminster, um noch ein paar Fotos bei Nacht zu machen. Das London Eye ist blau erleuchtet, schaut gut aus. Im Hotel schreibe ich dann den Bericht des ersten Tages, zappe ein wenig durchs Fernsehen (Huch, RTL bekommt man aber auch überall) und bette mich zur Ruhe. Das war ein langer, aber schöner erster Tag.

Ach ja, hat man etwas gemerkt vom Marathon in 2 Tagen ? Abgesehen von auffallend vielen Joggern entlang der Themse und einigen Hinweisschildern auf geplante Straßensperren am Sonntag eher nicht.


Mittwoch, 18. April 2012

Vorbereitung ist alles

Die letzten 2 Wochen (das Tapering) sind weniger gekennzeichnet vom Laufen (da gibt's nur noch überwiegend lockere und kurze Einheiten) als vom Organisieren des London-Wochenendes.

Damit man bloß nichts vergisst, wird als erstes mal eine Packliste erstellt. Der Fokus liegt natürlich dabei auf Laufklamotten (für jedes Wetter etwas) und Startunterlagen. Bemerkenswert ist der Hinweis in den Reiseunterlagen, dass man aufgrund eines möglichen Gepäckverlustes die allerwichtigsten Dinge (also auch die Laufschuhe) im Handgepäck verstauen sollte. Also meinetwegen.

Dann gilt es, eine Planung für Freitag und Samstag zu machen. Am Marathon-Sonntag wird nach dem Rennen nicht mehr viel passieren. Und am Montag geht es mittags ja schon wieder mit dem Flieger zurück nach München.

Freitag:

  • Nach der Ankunft im Hotel den Koffer deponieren (Check-In ist erst später möglich) und aufmachen zu einem gemütlichen Spaziergang durch Westminster, die Fotokamera natürlich immer griffbereit. Zunächst Richtung Big Ben, ein wenig an der Themse flanieren und dann entlang dem Birdcage Walk schon mal den letzten Rennkilometer in Richtung Buckingham Palace inspizieren. Ob da schon was zu erkennen ist vom Event am übernächsten Tag ?
  • Zurück durch den hübschen St.James Park bis zur Horse Guard Parade und über die Mall weiter zum Trafalger Square. Weiter zum Piccadilly Circus. Dann muss ich weiter in Richtung Saville Row. Da gibt's nämlcih einen Klamottenladen (Abercrombie & Fitch), und ich hab einen Auftrag für die Daheimgebliebenen in der Tasche.
  • Dann wird's vermutlich auch Zeit für einen kleinen Snack sein. In der Regent Street sollte was zu finden sein. Falls ich ein paar nette Postkarten finde, so kann ich die auch schon gleich besorgen und schreiben. In der Regent Street gibt's bestimmt auch ein Kleidergeschäft für mich ?
  • Dann möchte ich mich auch langsam wieder zurück auf den Weg ins Hotel machen. Durch die Sträßchen des vornehmen Mayfair und den Green Park geht's zurück zum Hotel an der Victoria Station.
  • Einchecken, Zimmer beziehen, auspacken und einmal durchschnaufen. Dann sollte ich mal rausfinden, wo die Reiseleitung vorzufinden ist und welche Sprechzeiten es gibt. Vielleicht treffe ich ja auch schon den ein oder anderen Mitreisenden ?
  • Wenn's in dem Hotel (oder bei der evtl. vorgefundenen Reiseleitung) einen Ticketverkauf gibt, dann werde ich mich mal informieren, was es Schickes an Musicals gibt. Hoffentlich gehen die nicht zu lang, denn nach dem Aufstehen um 4:30 CET, werde ich vermutlich spätestens um 23:00 GMT hundemüde sein.
  • Je nachdem, wie spät es ist, könnte ich noch einen Abstecher machen durch Belgravia und mich im Harrods umsehen. Ist immer wieder einen Besuch wert. Vielleicht treff ich ja die Queen beim Shopping?
  • Danach wird's vermutlich schon Zeit für ein gepflegtes Abendessen. Habe mir im Vorfeld 3 italienische Restaurants rausgesucht.
  • Und nach dem Essen ? Nun, das hängt davon ab, ob ich Musicaltickets erstanden habe, ob ich Anhang gefunden habe, und, und, und ... Hier muss ich spontan sein.
Samstag:
  • Früh aufstehen (gleich mal im Rhythmus bleiben) und vor dem Frühstück eine halbe Stunde im benachbarten Hyde Park laufen. Habe mir extra eine Runde auf jogmap zusammengestellt.
  • Nach dem Duschen und Frühstücken, packe ich meinen Rucksack, da es nachmittags zur Marathonmesse geht und ich alle Notwendigkeiten dabei haben sollte, die man zur Abholung der Startunterlagen braucht.
  • Was auch dringend mit in den Rucksack muss: Getränke, Getränke, Getränke. Am besten nimmt man am Tag vor dem Marathon alle 100 Meter mal die Trinkflasche auf einen Schluck in die Hand.
  • Vormittags geht's nach Notting Hill. Möchte mir mal die bekannte Portobello Road ansehen, in der es jeden Samstag einen Antiquitätenmarkt gibt. Da ich für den Samstag ein Visitor Travel Ticket habe, werde ich jetzt wohl öfters mal die Doppeldecker in Anspruch nehmen. Ohnehin will ich meine Beine am Samstag etwas schonen.
  • Um 13 Uhr gibt's dann eine zweistündige Kick-Off Veranstaltung der DERTOUR in der Nähe des EXCEL Centers. Dort lernt man dann alle Mitstreiter der Veranstaltung kennen und bekommt die letzten organisatorischen Hinweise. U.a. referiert da auch Thomas Wessinghage (wer kennt ihn noch ?), der bis heute noch den deutschen Rekord über die 1500 Meter Strecke hält.
  • Im Anschluss geht's in die benachbarte Marathonmesse zwecks Abholen der Startunterlagen und vielleicht noch zum ein oder anderen Besuch bei einem Messestand.
  • Ich vermute mal, dass man sich dann auch schon so langsam verabredet zum gemeinsamen Abendessen. Könnte allerdings schwierig werden, da sich in London zu diesem Zeitpunkt gut 40.000 Pasta-besessene Läufer aufhalten.
  • Zurück im Hotel wird dann für den Sonntag noch alles hübsch gerichtet. Startnummer angebracht, die zuvor auf der Rückseite mit den Notfallinfos beschriftet wird, Chip am Laufschuh befestigen, Kleidung für den nächsten Tag zurechtgelegt, Zubehör in den 'Kit Bag (u.a. nochmals ein Flasche Wasser für die Zeit vor  dem Start). Wecker stellen. Um 5 Uhr geht's raus aus den Federn.
  • Und dann nach Lust und Laune sehen, was der Abend noch so bringt. Vielleicht bekommt man ja irgendwie noch was von den Spielen der Bundesliga mit.
Ich habe es fest vor, jeden Abend einen kurzen Eintrag in den Blog zu schreiben. Ich hoffe, ich finde die Zeit, die Energie und ein WLAN dazu. 

Donnerstag, 12. April 2012

Tapering - die letzten 2 Wochen

Nachdem der letzte 30km Lauf vor gut einer Woche relativ unspektakulär (und ohne Probleme) überstanden war, begann mit dem Osterwochenende die Phase des Taperings. Klingt kompliziert, ist aber im Grunde genommen ganz einfach. Laut Wikipedia:
"Tapering bezeichnet die Reduktion des Trainingsumfangs vor einer großen Ausdauerbelastung."
Im Marathon setzt man üblicherweise 2 Wochen an, in denen man seinem Körper die Gelegenheit gibt, sich von den monatelangen, harten Training zu erholen und nochmal so richtig aufzutanken. Dadurch ist man dann am Wettkampftag auf den Punkt hin fit.

Wie bei so vielen Dingen im Leben hat das Ganze zwei Seiten der Medaille. Zum einen freut man sich, dass die harten Einheiten (also die besonders langen oder besonders schnellen) erledigt sind. Zum anderen fällt es aber bemerkenswert schwer, dann tatsächlich mal die 'Füße still zu halten.' Jetzt ist man gerade in einem Zustand, da sich 10km anfühlen wie das Warm-machen vor einer längeren Einheit, und dann soll man auf einmal nur 45 Minuten laufen ? Letztendlich siegt dann aber der Verstand über das Bauchgefühl und ich mache tatsächlich nach ruhigen 45 Minuten Schluss mit der Einheit. Na gut, ich gebe zu, dass aufgrund der Kürze die Einheit dann doch nicht ganz so ruhig war und mir etwas die Gäule durchgegangen sind. Ich gelobe Besserung.

Ach ja, und meine Reise- und Marathonunterlagen sind angekommen. Mit Warmhaltefolie und Sponsorpaket von Erdinger :-)

Sonntag, 1. April 2012

Der letzte Härtetest ist bestanden

Der 9.Stadtwaldlauf in Fürth ist Geschichte. Um es vorwegzunehmen: Es lief hervorragend, mein Tank an Selbstvertrauen für London ist wieder gefüllt.


Früh morgens habe ich mich also aufgemacht zu meiner ersten Teilnahme in Fürth. Schon Wahnsinn, dass man wegen knapp 2 Stunden Wettkampf im Endeffekt den ganzen Tag unterwegs ist. Die Veranstaltung findet zum neunten mal statt und hat neben dem Halbmarathon auch noch einen Zehner und diverse Schülerläufe im Programm. Das ganze macht einen sehr familiären Eindruck: Es waren hauptsächlich lokale Läufer und Vereine am Start, die Anzahl der Teilnehmer war sehr überschaubar, HM ca. 150 Läufer, 10km ca. 200 Läufer.

Nach der obligatorischen Stadionrunde ging es gleich in den Wald, wo man dann auf zwei identischen Runden blieb. Die Strecke verlief auf Waldboden (kein Asphalt, kein Kies) und war durchaus wellig. Neben einigen langgezogenen Anstiegen gab es dann auch die entsprechenden Bergab-Passagen, bei denen man so richtig Tempo aufnehmen konnte. Entlang der Strecke gab es 3 Verpflegungsstationen pro Runde.

Zu meinem eigenen Rennen: Aufgrund meiner Unsicherheit über das anzuschlagende Tempo versuchte ich zunächst einmal eine etwas defensivere Marschroute, also zunächst locker anlaufen und versuchen eine geeignete Gruppe zu finden. Und da hat man auch gleich schon ein Problem bei einem Wettkampf mit nur 150 Läufern, denn hier dünnt sich das Feld relativ schnell aus. Faktisch habe ich während des Rennens eigentlich nie ein Grüppchen gefunden, dem ich mich dauerhaft anschließen konnte. Allerdings waren dann doch immer einige Läufer in Sicht, an die man sich ransaugen konnte (oder wollte).

Mein erster Kilometer mit 5:10 lag gut im Plan, danach ging es dann auch gleich schon etwas bergauf, was in einer etwas ernüchternden 5:25 resultierte. Aber im weiteren Verlauf konnte ich mich ganz gut auf Zeiten zwischen 5:10 und 5:20 einpendeln. Es zeigte sich, dass es auf der Runde einen Kilometer gab, bei dem viele Höhenmeter zugelegt wurden (so dass nur eine 5:40 raussprang) und einen Kilometer, bei dem es herrlich bergab ging (dort dann eine Zeit knapp unter 5:00).

Nach Ablauf der ersten Runde bog man nochmals für eine Zwischenrunde ins Stadion ein. Zu diesem Zeitpunkt liefen dann auch die (20 Minuten später gestarteten) 10km Läufer zu mir auf. Da bei der Stadionrunde ein fieser Gegenwind blies, musste ich plötzlich ziemlich kämpfen und fiel kurz in ein kleines Loch. Die Beine wurden auf einmal etwas schwer und der Kopf machte sich bewusst, dass die komplette Runde nochmal vor mir liegt. So musste ich ca. einen Kilometer lang etwas beißen und mit dem Tempo zurückschrauben. Aber Kraft und Wille kehrten zurück. So kam ich schon bald wieder in meinen Rhythmus und mein ursprüngliches Tempo zurück. Und nach und nach konnte ich zu dem ein oder anderen Läufer auflaufen und ihn überholen. Bei Kilometer 15 gönnte ich mir dann ein Gel, um nochmal die letzten Anstiege gut zu bewältigen. Im zweiten Teil der zweiten Runde habe ich mich richtig pudelwohl gefühlt, die Beine waren noch kraftvoll, Puls und Atmung liefen mir nicht davon und die vereinzelten Überholmanöver taten das Übrige zur Motivation.

Schließlich war dann auch dieser schöne Lauf irgendwann vorbei und ich konnte im Stadion (trotz Gegenwind) noch mal einen Endspurt hinlegen. Der Blick auf die Uhr ließ mich erstaunen: 1:50:44 und somit nicht mal eine Minute über meiner Bestzeit (die allerdings auf einer ebenen Strecke gelaufen wurde). Aber das eigentlich positive war die Tatsache, dass keinerlei körperliche oder mentale Probleme aufgetreten sind, es gab von der Leistung her keinen Einbruch hinten raus, ich hatte am Ziel keinen erschöpften Eindruck. Kurzum: es hat einfach Spaß gemacht.

London kann kommen.


Freitag, 30. März 2012

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Bisher habe ich noch gar nicht über mein anvisiertes Zeitziel für den London Marathon geschrieben.

Ist ja auch immer so ein wenig ein heikles Thema. Wer will sich schon zu weit aus dem Fenster lehnen? Wer weiß schon zu einem frühen Zeitpunkt, wie er den Trainingsplan einhalten und durchhalten kann? Aber 3 Wochen vor dem Marathon muss ich jetzt einfach mal ein Statement in die Welt setzen:

Unter 4 Stunden soll die Nettozeit betragen, jawoll.

Für den ein oder anderen Läufer mag das sicher langsam sein, für mich ist es aber momentan der richtige, nächste Schritt. Und es wird sicherlich nicht sehr viel unter der 4 Stunden Grenze sein. Mit meinen 2011 gelaufenen Bestzeiten über 10km (48:25) und Halbmarathon (1:49:51) sollte das Ziel aber machbar sein, zumal auch mein Trainingsplan im Wesentlichen gut eingehalten werden konnte.

Ich als Zahlenmensch hab mir mal den Spaß gemacht und in den Ergebnissen des London Marathons 2011 gestöbert.

  • Damals blieben von 34805 Finishern nur 9372 Teilnehmer unter der 4 Stunden Grenze. Macht 26,93%.
  • Betrachtet man nur die männlichen Teilnehmer, dann schafften dies 7572 von 22524. Entspricht 33,62%.
  • Bei den Frauen sind es sogar nur 1800 von 12281, was 14,66% darstellt.
Alles in allem ist somit eine 4 Stunden Zeit dann eigentlich doch ganz gut. Zumindestens gibt es also noch genügend Läufer, die langsamer sind. Die Langsamsten übrigens (hüstel) brauchen mehr als 10 Stunden.

Also, mal schauen, was Big Ben mir für eine Uhrzeit schlägt.

Montag, 26. März 2012

Der letzte Härtetest wartet

Eigentlich wollte ich ja den Forstenried Halbmarathon am 24.3. als letzten Vorbereitungs-Wettkampf laufen. Aber aufgrund eines Terminkonflikts funktioniert das leider nicht. Ich musste kurzfristig eine Alternative für das darauffolgende Wochenende suchen. Gar nicht so einfach, wenn's halbwegs in der Gegend sein soll. Und dann sollte ja auch der Streckenverlauf einigermaßen schön sein (also bitte keine 7 Runden à 3km).

Ich habe mich für den Halben im Fürther Stadtwald entschieden (http://www.lacquelle.de/veranstaltungen/laufveranstaltungen/stadtwaldlauf), auch wenn das ein wenig Anreise bedeutet. Die Strecke ist sehr schön im Wald gelegen.

Ich bin aktuell sehr unsicher über das Tempo, das ich bei diesem Testlauf anschlagen soll:

  • entweder mein geplantes Marathon Wettkampftempo (das wären dann 5:30 min/km)
  • oder ein Halber an der aktuellen Leistungsgrenze (5:15 ~ 5:20) ?
Auf jeden Fall soll mir der Wettkampf Zuversicht geben. Ich möchte ein gleichmäßiges Tempo diszipliniert einhalten und am Ende das Gefühl haben, noch eine ganze Weile so weiterlaufen zu können. Also bloß nicht einbrechen.

Auf jeden Fall werden die 21km eine willkommene Reduktion der Wochenendumfänge sein. Nach 31 und 25km an den letzten beiden Sonntagen werden meine Beine es mir danken. Beide Läufe waren übrigens diesmal ohne größere Probleme. Will heißen: Alle Wehwechen tauchten zwar irgendwann während der Läufe mal auf, aber keines so richtig arg. Von der Energiereserve her und auch mental gab es keinen Einbruch zu verzeichnen. Es geht voran.

Samstag, 17. März 2012

Londoner Bezirke

Greater London gliedert sich in 33 Stadtbezirke, die sogenannten London Boroughs. Da London eine ganz ordentliche Ausdehnung hat, fasst man die 12 zentraleren Boroughs verwaltungstechnisch zu Inner London zusammen. Den größenmäßigen Unterschied der beiden Verwaltungseinheiten kann man an der folgenden Abbildung erkennen:
Konzentrieren wir uns also auf Inner London. Auch das ist immer noch so groß, dass der London Marathon nur durch 6 der 12 Bezirke geht, nämlich durch:
  • Greenwich (km 0 - 11,5)
  • Lewisham (km 11,5 - 13)
  • Southwark (km  13 - 19,5)
  • Tower Hamlets (km  19,5 - 36,5)
  • City of London ( 36,5 - 39)
  • City of Westminster ( 39 - 42.2)

Fazit: Eigentlich ist es ja gar kein Stadtmarathon, sondern nur ein Teilinnenstadtmarathon ;-)

Freitag, 16. März 2012

Die letzten 2 Monate und die 'langen Biester'

Jetzt sind sie also da, die letzten Wochen vor dem Marathon. Einerseits mit Vorfreude erwartet (denn da beginnt so allmählich das nervöse Kribbeln), andererseits aber auch gefürchtet wegen der langen Biester (so nenne ich die Läufe über 25 Kilometer). Hatte ich mich mit den Wochenend-Läufen im Februar nach und nach in Richtung 30km gesteigert, so war es am 26.2. soweit: Der erste 30er war geschafft.

In Summe habe ich mir 3 Läufe über 30km und einen über 32km eingeplant. Danach sollte mein Körper sich an diese Distanzen gewöhnt haben.

Ich kann nun wirklich nicht behaupten, dass ich diese Läufe genieße. Im Vorfeld ist man schon nervös und überlegt sich hundert Ausreden warum es an diesem Tag nicht gut laufen wird. Und während des Laufs geht es mir nur darum, die ersten 20km beschwerdefrei (und ohne mentales Gejammer) durchzukommen, die nächsten 5km nur eine leichte Ermüdung zu spüren und sich durch die letzten 5km erfolgreich durchzukämpfen. Bei alledem ist die Gleichmäßigkeit des Lauftempos wichtig, sprich: bloß nicht hintenraus einbrechen. Das Einnehmen von Flüssigkeit (leicht gesalzenes Wasser im Trinkgurt) und Gel wird nebenbei auch noch praktiziert.

Die ersten beiden Dreißiger habe ich nunmehr hinter mir. Tempo und Gleichmäßigkeit waren ganz o.k., aber hintenraus bekomme ich dann doch körperliche Probleme (mal die Hüfte, mal die Knie). Musste daher den zweiten Lauf auf 28km abkürzen. Das steigert natürlich nicht gerade das Selbstvertrauen. Habe ich eventuell doch meinen Trainingsplan zu intensiv gestaltet? Unter der Woche immerhin ein gelegentliches Intervall-Training und Freitags ein Tempodauerlauf, der nun auch immer länger wird (> 10km).

Jetzt gilt es durchzuhalten, ohne jedoch die Schwelle zur Überlastung zu überschreiten. Ein schmaler Grat, da ist ein guter Mix aus Schweinehund und Körpergefühl nötig. Nur noch 3 Wochen Härte, dann freue ich mich auf das Tapering, also 2 Wochen 'Beine hochlegen'.

Samstag, 3. März 2012

Der März ist gekommen, und der Frühling auch ?

Endlich, endlich hat das Wetter ein Einsehen. Nach der klirrenden Kälte im Januar und Februar, die das Training arg strapaziös gestaltet hat, ist rechtzeitig zu Beginn der wirklich langen Läufe der Frühling eingekehrt. Nicht nur meteorologisch, sondern auch von den Temperaturen her. Herrliches Sonnenwetter, die Eisdielen und Biergärten machen wieder auf. Und beim Laufen kann ich Ade sagen zu Winterjacke, Handschuhen und langen Laufhosen.

Um dennoch noch ein wenig verlängerte Winterfreuden zu haben, sind wir in den Faschingsferien für ein paar Tage zum Skifahren in die Schweiz gefahren. Zwei Laufeinheiten wurden eingetauscht gegen 2 Tage Skilanglauf. Dabei stellte sich mal wieder sehr schnell heraus, dass trotz aller guten Fitness durchs Laufen die völlig anderen Bewegungsabläufe beim Langlauf doch eine ungewohnte und ermüdende Anstrengung darstellen. Vor allem der Stockschub verursachte mir schnell einen Muskelkater in Schultern, Armen und (jawohl) Händen. Aber schön ist's natürlich dennoch in herrlich verschneiter Berglandschaft seine einsamen Runden zu drehen.


Kaum zurück aus der Schweiz ging's dann aber ans Eingemachte. Der erste (von 4) Läufen über 30km stand auf dem Plan. Gut ausgerüstet mit Trinkgurt und Gels ging's los. Den Streckenverlauf habe ich mir im Vorfeld derart aus kleineren Strecken zusammengeflickt, dass wenig Chancen auf vorzeitige Aufgabe oder Abkürzung bestanden: Eine 17er Runde, eine 11 Runde und ganz zum Schluss nochmal kurz um den Block. Na ja, es war erwartet schwer, aber letztendlich kam ich doch ohne Leistungseinbruch oder mentalen Rappel einigermaßen gut durch. Das gibt Zuversicht für die nächsten 30er.

Jetzt sind's nur noch 7 Wochen. Langsam kommen die ersten Anflüge von Nervosität auf, die ich bisher aber noch immer schnell in den Griff bekomme, wenn ich an die konsequente Einhaltung meines Trainingsplans bisher denke. Und wie anfänglich gesagt: Es wird ja wieder wärmer :-)

Samstag, 11. Februar 2012

Der Weg ist das Ziel

Der berühmte Spruch von Konfuzius hat´sicher bei jedem Marathonlauf seine Berechtigung. Nicht nur das schiere Ankommen am Ziel oder die erreichte Zeit hat Relevanz, sondern auch das Wahrnehmen der Strecke inklusive der touristischen Highlights, der Zuschauer, der Bands, der kleinen menschlichen Geschichten drumherum.

Abgesehen von dieser emotionalen Komponente, auf die man sich gar nicht vorbereiten kann, gibt es aber noch die Vorbereitung auf die Aspekte der Streckenführung selbst. Na ja, verlaufen kann man sich sicherlich nicht bei solch großen Veranstaltungen. Aber sich im Vorfeld rechtzeitig damit zu beschäftigen,

  • welche relevanten Streckenabschnitte es gibt,
  • wo die Verpflegungsstationen sind,
  • wo man evtl. Freunde und Verwandte an der Strecke positionieren oder treffen kann,
  • wo sich ein Blick ins Panorama links und rechts lohnen könnte,
  • welche Bodenbeschaffenheit vorliegt,
  • ob und wo es signifikante Steigungen oder Gefälle gibt
ist sicherlich dringend anzuraten. Für den London Marathon sind diese Informationen erstaunlicherweise gar nicht so üppig vorhanden. Das folgende konnte ich finden:

Na gut, das muss dann wohl reichen zur Vorbereitung. Auf der anderen Seite bin ich ja bereits 2 Tage vorher in London. Vielleicht spaziere ich die Strecke einfach vorher mal ab ;-)

Samstag, 4. Februar 2012

Klirrende Kälte

Jetzt ist sie also da: diejenige Zeit im Winter, in der es aufgrund der Außentemperaturen trotz aller Disziplin wirklich hart ist, sein Trainingspensum einzuhalten. Tagsüber frische -10°, nachts teilweise bis -20°. Und dann kommt ja noch immer der berüchtigte Chill Factor dazu, der bei entsprechendem Lauf- oder Gegenwind die gefühlte Temperatur gleich nochmal um 5~10° sinken lässt.

Und sofort kommen die Laufexperten und Sportmagazine aus ihren Löchern und werfen mit guten Empfehlungen nur so um sich. Als ob ich nicht selber wüsste, dass ich im Winter eine Mütze aufsetze und mich nach Zwiebelprinzip kleide. Aber wie heißt es so schön: Wer schreibt, der bleibt.

Hier mal meine eigenen Erfahrungen zum Thema Laufen bei Frost:

  • Als erstes müssen bei mir immer die Fingerspitzen dran glauben, komischerweise immer zuerst rechts. Normale Laufhandschuhe helfen da schon nicht mehr. Entweder ziehe ich gleich die dicken Wollhandschuhe an (was die Bedienung von Stoppuhr und MP3-Player doch leicht erschwert)  oder ich verzichte gleich ganz auf Handschuhe. Letzteres ist eine Weile lang sehr unangenehm, aber dann erbarmt sich dann doch der Körper und schießt ein wenig mehr Blut in die Hände, so dass sie langsam wieder warm werden.
  • Je nach Schuhwerk, Socken und Streckenfeuchtigkeit kann es auch die Zehen erwischen. Mit dieser Kälte findet sich der Körper dann auch irgendwann ab, allerdings wirken sich Eisklumpen am Ende der Füße doch durchaus negativ auf den Laufstil aus (so bilde ich mir zumindest ein).
  • Wangen, Nase, Stirn sind eigentlich die einzigen unbedeckten Körperteile beim Laufen. Von daher verdienen die bei Minusgraden schon einen gewissen Schutz. Ich habe gute Erfahrungen mit einer fetthaltigen Cold Cream gemacht. Kurz vor dem Lauf auftragen, muss gar nicht mal so dick sein. Bisher habe ich beim Laufen dann so gut wie keine Kälte im Gesicht empfunden.
  • Am allerbedenklichsten sind aber die Bronchien. Bei klirrender Kälte empfehlen sich tatsächlich keine (oder nur kurze) Tempoeinheiten. Habe daher heute von 16km Tempodauerlauf reduziert auf gut 4km. Nach 20 Minuten Laufen war ich dann froh, wieder ins Warme zu kommen. Da hatte ich dann allerdings noch 30 Minuten Auftauen vor mir.
Abgesehen von all den beschriebenen, schockgefrosteten Erfahrungen möchte ich dennoch das Kältetraining nicht missen. Abgesehen davon, dass die Landschaft eine ganz eigene Schönheit bei Frost entwickelt, sind dies für mich die besten Einheiten zur mentalen Abhärtung. Was kann mir dann bei einem Wettkampf ein wenig Regen denn noch ausmachen ???

Freitag, 20. Januar 2012

Routine und Abwechslung

Wer kennt ihn nicht, den Laufkumpel, der bei jedem Training immer exakt dieselbe Strecke herunterdackelt, und dann noch immer im gleichen Tempo ? Und sich dann nebenbei wundert, dass er nicht besser wird.

Routine ist wichtig für jeden Sport. Sie gibt uns Struktur und den Rahmen, in dem wir uns mit einem sicheren Gefühl bewegen können. Sie stellt somit auch einen Schutz dar für unangenehme Überraschungen und Überlastung. Aber Routine ist eben auch bequem (ein anderes Wort dafür lautet: langweilig). Und Bequemlichkeit bringt uns eben in den allermeisten Sportarten nicht weiter. Unser Körper ist eine lernbegierige, biologische Maschine und die benötigt zum Dazulernen eben manchmal neue Reize.

Wie immer ist es der Mix zwischen Routine und Abwechslung, der uns weiterbringt. Ständig nur gezielt Neues in sein Training einzubauen (und damit seinen Körper quasi zu verwirren) ist sicher genauso fragwürdig wie die anfänglich beschriebene Standardrunde.Aber jeder Mensch ist bekanntlich (und zum Glück) anders ausgeprägt, auch in Bezug darauf was genau der richtige Mix ist. Also: Neues probieren, darauf achten, wie es sich anfühlt, mutig sein.

Aber in welcher Form kann man sich als Läufer Abwechslung gönnen ?

  • Laufstrecke:
    dies ist vielleicht die naheliegendste Möglichkeit der Veränderung. Ich selbst habe mir im Lauf der Zeit ein ganz ordentliches Archiv an Strecken zurechtgesammelt. Im Zeitalter von Internet-Lauftagebüchern kann man das ja bequem elektronisch verwalten. Und warum auch nicht mal in diesen Laufplattformen bei anderen Läufern aus der Nachbarschaft ins Streckenarchiv reinschielen ? Oder einfach mal einen ganz neuen Trail ausprobieren ?
  • Trainingseinheiten:
    Warum nicht mal ein Fahrtspiel machen ? Oder einen Berglauf ? Oder einen Treppenlauf ? Oder einen Rückwärtslauf ? Oder, oder, oder ...
  • Tageszeiten:
    Beruf und Familie lassen ja oft nur ein kleines Fenster am Tag für den Sport. Aber warum sollte der Feierabend-Läufer nicht auch mal früh morgens auf die Pirsch. Oder doch eher früh nachmittags. Die Wettkämpfe sind immerhin auch nicht alle zur Einheitszeit.
  • Wettkämpfe:
    ich gestehe: auch ich habe so meine paar Wettkämpfe, die ich jedes Jahr fest im Programm habe. Begründet wird das dadurch, weil sie von Termin, Atmosphäre, Strecke oder den Mitläufern her einfach passen. Aber es muss dann auch immer mal wieder was Neues probiert werden. Und wenn dann damit eine kleine touristische Reise verbunden ist, soll's auch recht sein. Hm, was nehme ich mir 2012 noch gleich an neuem Wettkampf vor ? Ach richtig: London :-)
  • Jahreslaufziele:
    Mein Ziel 2010: Mein erster Marathon, mein Ziel 2011: schneller werden auf 10km, mein Ziel 2012: London Marathon, mein Ziel 2013: ??? Zugegeben, hier handelt es sich um eine Abwechslung auf der langfristigen, strategischen Ebene.
Es gibt sicher noch sehr viel mehr Möglichkeiten der Varianz. Aber wie heißt es so schön im Englischen 'The sky is the limit'. Zusammengefasst geht es mir nur darum, gelegentlich (und mit Augenmaß) Veränderungen in den Abläufen herbeizuführen, und zwar nicht nur in einer Dimension. Dann kommt auch gar keine Langeweile auf.

Montag, 16. Januar 2012

Ismaninger Winterlaufserie, Teil 2

Gestern stand der zweite Teil der dreiteiligen Winterlaufserie in Ismaning auf dem Programm. 17 Kilometer durch den Wald entlang der Isar. Winterliche Temperaturen um den Gefrierpunkt, aber dafür eitel Sonnenschein und keinerlei Niederschlag.

Meine eigene Zielvorgabe war es, den 5-er Schnitt von Teil 1 der Laufserie aufrecht zu erhalten. Dafür hatte ich mir allerdings ungünstige Voraussetzungen geschaffen, als ich 2 Tage vorher zu sehr auf Party gemacht hatte. Der Samstag war entsprechend verkatert und ich hab meinen üblichen, lockeren 5km-Lauf vor dem Wettkampftag gleich mal gecancelt.

Erneut wurde in zwei Startblöcken gestartet. Alles unter 90 Minuten Zielzeit sollte in Startblock 1, so dass ich da eigentlich auch hätte reingehen können. Ich entschied mich aber dafür, im zweiten Block zu starten und dort dann im vorderen Bereich mitzulaufen. Der zweite renntaktische Gedanke war es, dass ich gegen Ende des Rennens dann sicher ein paar Läufer aus Startblock 1 noch überholen kann, was zusätzlich motivieren sollte.

Gesagt, getan. Am Anfang hatte ich gleich das Gefühl, dass ich das richtige, nicht allzu harte Tempo eingeschlagen hab. Ich lief locker mit der Meute mit und war gespannt, was die ersten Zwischenzeiten ergeben würden. Bei km2 dann die Überraschung: 9:33, also ein Schnitt von 4:46 min/km. Viel zu schnell, obwohl ich mich definitiv nicht überanstrengt fühlte. Ich versuchte, im folgenden etwas Tempo rauszunehmen und pendelte mich auf den nächsten 2 Kilometern tatsächlich bei 5-er Pace ein, merkte aber schon, wie mein Tempo mir allmählich etwas schwerer fiel. Ab Kilometer 5 ging es dann schon auf 5:05 runter und ich sah meinen rausgelaufenen  Vorsprung schon wieder langsam dahinschmelzen. Es ist doch immer dasselbe: Vorne zu schnell gelaufen rächt sich dann hinten raus doppelt und dreifach.

Bei Kilometer 6 kamen mir dann die Führenden des Laufs entgegen (die waren da schon bei km11). Kurz danach kam die Verpflegungsstation: Ein Schluck warmer Tee tat in dem Moment ganz gut. Bei Kilometer 7 schloss dann Tom, mein Laufpartner aus Rennen 1, zu mir auf. Das war dann erstmal meine mentale Rettung, denn da konnte ich mich wieder gut dranhängen. So gingen die nächsten Kilometer dann wieder gleichmäßiger und etwas schneller vonstatten.

Allerdings froren mir dann zunehmends die Fingerspitzen ein (trotz Laufhandschuhen). Das war richtiggehend unangenehm und auch leichtes Massieren und Faustballen half nicht wirklich. Als unangenehme Konsequenz musste ich davon Abstand nehmen, mein Gel rauszukramen und zu öffnen. Dazu waren die Finger einfach zu steif.

Kilometer um Kilometer blieb ich auf der Höhe von Tom, wir waren jetzt aber eher mit 5:05 unterwegs. Vermehrt wurden einige Läufer von uns eingeholt. Leider wurde das Terrain dann etwas welliger. Immer wieder leicht bergauf und bergab. Bei Kilometer 15 kam dann noch mal ein Anstieg, und den bin ich leider zu kräftig hochgedüst. Sofort war der Puls zu hoch und ich musste - oben angekommen - deutlich Fahrt rausnehmen. In dem Moment wollte dann der Kopf auch nicht mehr dagegen ankämpfen und ich gönnte mir eine ruhigere Phase zum Verschnaufen. Tom war in dem Moment weg und ich musste mir neue Fersen suchen, an die ich mich heften konnte. Auf den letzten 2 Kilometern habe ich dann doch noch einiges an Zeit liegengelassen, am Ende konnte ich auch nicht mehr einen Gang zulegen.

Meine Zielzeit: 1:26:27. Durschnittliches Tempo: 5:05 min/km. Finger am Ziel: eingefroren.

Nun gut, ich will damit zufrieden sein. Letztendlich bin ich gut durchgekommen, keine muskulären Probleme und gegenüber Rennen 1 deutlich länger einen starken Willen bewiesen.

Nach dem Duschen gab's dann sogar noch eine Vorführung des Ismaninger Schäfflertanzes:

Samstag, 7. Januar 2012

Intervalle, Intervalle, Intervalle

In der heutigen Trainingseinheit standen Intervalle auf dem Programm. Konkret waren es 5 mal 2000m in 5er-Pace mit Pausen von 4~5 Minuten.

Intervalle sind ja bekanntlich das Mittel der Wahl (und Qual), um seine Grundschnelligkeit zu erhöhen, was ich ja selbst in 2011 schon erfolgreich erleben durfte. Als ich seinerzeit an einer Verbesserung meiner 10km Zeit arbeitete, waren Intervalle über 400m bzw. 1000m einmal in der Woche Pflicht.

Aktuell bin ich im Marathontraining, daher spielt das Erhöhen der Geschwindigkeit für mich keine Rolle. Ich baue lediglich alle 2 Wochen ein nicht allzu scharfes Intervall-Training ein, damit ich mein Tempogefühl schärfe. Mein Körper soll sich quasi häppchenweise an das 'Grenztempo' gewöhnen, in dem ich aktuell Distanzen bis Halbmarathon laufen können will. Dabei will ich nicht ständig auf das Tempo laut Uhr achten müssen, sondern aus dem Körpergefühl heraus die richtige Pace spüren.

Warum das Ganze ? Gleichmäßigkeit ist Trumpf. Der schmale Grat zwischen einem guten und einem schlechten Wettkampf definiert sich genau hierüber.

  • Zu schnell losgelaufen zu Beginn ? Wird hintenraus knallhart bestraft (oft genug erlebt).
  • Am Anfang zu sehr und zu lange getrödelt ? Fällt mir schwer, das später nochmal 'rauszulaufen'. Das Hochbeschleunigen auf ein schnelleres Tempo in der zweiten Wettkampfhälfte ist auch nicht so wirklich mein Ding.
Zurück zu meinen heutigen Intervallen: Mein Soll waren also 5 Abschnitte zu jeweils 10 Minuten. Meine Zeiten und Gedankengänge währenddessen:

  • 9:30 (viel zu schnell, muss es ruhiger angehen lassen)
  • 9:37 (gar nicht so einfach, im richtigen Umfang das Tempo runterzudrosseln)
  • 9:50 (schon besser, und meine Erholung nach dem Intervall geht auch deutlich besser)
  • 10:00 (perfekt. Aber hoffentlich werde ich im letzten Intervall nicht weiter langsamer)
  • 9:51 (war  zu erwarten, im letzten Intervall aktiviere ich üblicherweise nochmal die letzten Reserven)
Wie man sieht, ist bzgl. Gleichmäßigkeit also noch Potenzial nach oben.

Nächsten Sonntag kommt dann der zweite Teil (17km) der Ismaninger Winterlaufserie. Möchte dort idealerweise ungefähr diese 5er Pace auf die Strecke bringen. Mal sehen, ob mein Kopf (und meine Beine) sich das heutige Tempo einprägen können.

Sonntag, 1. Januar 2012

Eisern sein beim Laufen

Heute mittag bin ich vorbildlich ins neue Laufjahr gestartet und habe (teilweise zusammen mit 2 Bekannten) eine ruhige 20km Runde absolviert. Im Gegensatz zu den letzten, längeren Läufen waren die letzten Kilometer diesmal  zäh wie Gummi und ich hätte gegen Ende des Laufs keine Steigerung mehr abrufen können. Kann natürlich viele Gründe haben (z.B. das üppige Silvestermahl, eine intensive 60km Laufwoche, oder einfach nur die Tagesform).

Allerdings musste ich da unwillkürlich an meinen drastischen Eisenmangel vor gut zwei Jahren zurückdenken. Damals bereitete ich mich auf meinen ersten Marathon in Berlin vor und die Wochenendläufe gingen auch regelmäßig auf die 20km zu. Seinerzeit musste ich betrübt feststellen, dass mein Energievorrat beim Laufen gegen Ende der langen Läufe immer gnadenlos zur Neige ging, so dass nur noch allerlangsamstes Schleichen oder sogar Abbrechen des Trainings möglich war. Meine Pace im Training (auch bei den kürzeren Einheiten) ging drastisch hoch in Bereiche, die ich zuvor als 'beschleunigtes Gehen' bezeichnet hätte. Kurzum: Das hat alles nicht wirklich Spaß gemacht. Als dann auch abseits des Laufens merkwürdige, bisher unbekannte Phänomene auftauchten (Schwindelgefühl beim plötzlichen Aufstehen vom Stuhl, übersäuerte Schenkel beim Treppensteigen), hab ich mich dann doch mal zum Arzt begeben und durchchecken lassen.

Die Diagnose war ernüchternd: Ich litt unter drastischem Eisenmangel und somit in Konsequenz auch an einer Anämie (Blutarmut). Vermutlich hatte ich die schon lange ohne Symptome in mir rumgetragen. Durch einen weiteren Eisenverlust (wodurch bedingt ???) bin ich offensichtlich unter einen Schwellwert gekommen, der meinem Körper nicht gut bekam. Die Argumentationskette ist einleuchtend: Eisen ist (unter anderem) für die Bildung von Hämoglobin zuständig ist und Hämoglobin transportiert bekanntlich den Sauerstoff im Blut bis hin zu den Muskelzellen, wo er dann als essentieller Teil der Energiegewinnung verwendet wird. Also: Wenig Eisen --> wenig Hämoglobin --> wenig Sauerstoff --> zum Ausgleich höhere Herzfrequenz --> dadurch früherer Leistungseinbruch.

Zum Glück lässt sich Eisenmangel relativ gut behandeln. Nach einer initialen Eiseninfusion (um das allergrößte Eisendefizit zu beheben) durfte ich dann regelmäßig Eisentabeletten schlucken. Während eine Infusion das Eisen sofort dorthin bringt, wo es fehlt, werden die Tabletten leider vom Körper nur schlecht resorbiert (nur ca. 6%). Daher muss man bei einer Tablettenmedikation dann schon ein wenig Geduld mitbringen.

Das Positive an der ganzen Geschichte ist, dass ich nach der Erkenntnis des Eisendefizits und der anschließenden Behandlung geradezu eine Leistungsexplosion hatte. Ich muss zugeben, dass dies dann schon Spaß gemacht hat. Jeder Wettkampf ganz selbstverständlich eine neue Bestzeit, teilweise um viele, viele Minuten.

Aber zurück zum hier und jetzt. Da ich meine Eisentabletten auf Anraten des Arztes seit einigen Monaten abgesetzt habe, werde ich nach der heutigen Erfahrung einfach mal wieder meine Werte prüfen lassen. Wenn man einmal die Erfahrung gemacht hat, wie labil der eigene Körper auf eine Mangelerscheinung reagieren kann, dann wird man doch gleich viel vorsichtiger und ist bei den ersten Signalen aufmerksam.